Konto kündigen? Warum so kompliziert?

Stundenlang scrollst du am Handy, schaust dir Videos an, schreibst Nachrichten und lässt dich in den Bann der Apps ziehen. Vielleicht hast du dir auch schon einmal vorgenommen, die Apps loszuwerden, die dir deine Zeit rauben – oder das Handy einfach öfter mal wegzulegen. Aber dann denkst du dir: Nur noch 5 Minuten und dann wirklich! Oder du verschiebst es auf später, weil die Uhrzeit gerade nicht passt: Um 13:45 Uhr hörst du ganz bestimmt auf…

Oft kann es einem schwer fallen loszulassen. Doch es geht nicht nur ums Weglegen. Auch das Abmelden oder Kündigen eines Accounts oder Abos kann zur Herausforderung werden. Was das alles so kompliziert macht und welche Rolle sogenannte Dark Patterns dabei spielen, erfährst du in diesem Artikel.

Was sind Dark Patterns?

Dark Patterns beschreiben Mechaniken, die von Social Media Plattformen und Gerätehersteller*innen genutzt werden, um die Nutzer*innen möglichst lange online zu halten oder zu einem bestimmten Verhalten zu verleiten. Dafür werden erlernte Verhaltensmuster genutzt, die wir aus unserem Alltag kennen. Wir haben zum Beispiel durch jahrelange Erfahrung gelernt, dass ein farbig hinterlegter Text meist ein Button ist, den wir anklicken oder antippen können. Und dieses Gelernte nutzen wir, um Aktionen auszuführen, die wir vielleicht gar nicht ausführen wollen.

Hervorgehobene Buttons

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Umgang von Webseiten mit Cookies. Wenn wir eine Seite öffnen, werden wir gefragt, ob wir damit einverstanden sind, dass Cookies gespeichert werden. Was Cookies sind, erfährst du übrigens in diesem Artikel. Du hast die vermeintliche Wahl, sie anzunehmen oder abzulehnen. Vielleicht ist es dir aber auch schon passiert, dass du aus Versehen zu schnell auf den falschen Button geklickt hast. Denn meistens sind die „Akzeptieren“-Buttons viel besser zu sehen.

Und diese psychologischen Hintergründe werden schon seit Jahrzehnten erforscht. Schon in den 50er Jahren hat man herausgefunden, dass Menschen mit zu viel Auswahl nicht gut zurechtkommen, weil dadurch ein hoher kognitiver Aufwand erforderlich ist. Das bedeutet, dass wir uns dann viel Zeit zum Nachdenken und Abwägen nehmen müssen. Das ist uns im Alltag aber oft zu viel. Deswegen klicken wir lieber schnell etwas an – oft das, was uns als erstes ins Auge springt.

Versteckte Funktionen

Manchmal ist auch das Gegenteil der Fall. Dann werden Informationen absichtlich gut versteckt. Zum Beispiel, wenn du ein Abo kündigen willst. Einen Account zu erstellen, ist super einfach. Ihn zu löschen, entpuppt sich als echter Aufwand ... So braucht man bei Instagram mindestens 7 Schritte, um an den Punkt zu kommen, an dem man einen Account löschen kann.

Weitere Beispiele für Dark Patterns

  • Einen Haken setzen müssen, um etwas nicht zu erlauben (z.B. Newsletter abbestellen).
  • Druck durch erfundene Knappheit: „Nur noch für kurze Zeit verfügbar! Jetzt schnell zugreifen!!!“
  • Confirmshaming: Es gibt dann zwar die Möglichkeit, etwas abzulehnen, aber stattdessen wird dir vermittelt, dass du dich dann schämen müssest.

Nudges als Unterkategorie der Dark Patterns

Vielleicht kommen dir manche dieser Mechanismen durch andere Artikel von uns bereits bekannt vor. Zu den Dark Patterns gehören nämlich auch die sogenannten Nudges. Es handelt sich dabei vor allem um Funktionen, die dich dazu bringen sollen, dein Smartphone zur Hand zu nehmen oder möglichst viel Zeit in einer App zu verbringen. Das können zum Beispiel Push-Benachrichtigungen sein, das Vibrieren des Handys, rote Benachrichtigungsnummern oder auch die Flammen bei Snapchat. Was es genau mit dieser Art der Dark Patterns auf sich hat, kannst du in diesem Artikel von uns nachlesen.

Artikel vom 20.11.2024.