Bearbeitete und retuschierte Fotos begegnen uns überall. Ist es sinnvoll für uns, das entlarven zu können?
Mittlerweile braucht man zur Bildbearbeitung das kostenpflichtige Tool Photoshop zwar gar nicht mehr, dennoch ist Photoshop jedem ein Begriff. Ähnlich wie bei Apps wie FaceTune lassen sich damit unter anderem Gesichter und Körper bearbeiten. Die Nase etwas schmaler, die Augen größer, ein sanftes Lächeln und vielleicht noch ein bisschen mehr Symmetrie ins Gesicht. Bei Photoshop gibt es sogar ein extra Tool, bei dem vor allem Gesichtsaudrücke und -konturen "verbessert" werden können. Es heißt Face Aware Liquify. Solche Bearbeitungen werden Reihenweise eingesetzt und sind, wenn sie professionell gemacht wurden, mit dem bloßen Auge nicht mehr als Bearbeitung zu erkennen. Da kann jetzt eine Künstliche Intelligenz helfen: Der Fal-Detector!
Das kann die KI
Die KI wurde von Wissenschaftler*innen entwickelt und darauf trainiert, bearbeitete Gesichter zu erkennen. Die KI markiert dann die Stellen, die bearbeitet wurden. Wie bei einer Heat-Map werden Bereiche dunkelrot, wenn sie stark bearbeitet wurden und gehen von orange bis gelb, grün und blau über, je weniger sie bearbeitet wurden. Wie das aussiehst, kannst du dir zum Beispiel hier anschauen.
Entwickelt wurde die KI übrigens, um mehr Vertrauen in digitale Medien zu schaffen. Das Team aus Wissenschaftler*innen will es so möglich machen, dass wir perfektionierte Bilder erkennen können und uns nicht so sehr von ihnen beeinflussen lassen.
Bildbearbeitung markieren?
In Israel seit 2013, in Norwegen seit 2022: Hier ist gesetzlich vorgeschrieben, dass werblich eingesetzte Bilder deutlich markiert werden müssen, wenn sie bearbeitet wurden. Das gilt für klassiche Werbung aber auch für Stars auf Social-Media. Werden bei einer Shampoo-Werbung die Haare glänzender bearbeitet oder bei einer Klamotten-Werbung irgendwas am Körper verändert, ist das dann direkt klar erkennbar. Der Hintergrund: Perfekte Bilder in den Medien lösen in uns Menschen Druck aus! Wir wollen auch so perfekt aussehen und setzen uns dann Ziele, die gar nicht erreichbar sind. Die deutliche Markierung von Bearbeitungen könnte uns helfen zu realisieren: Das ist nicht echt! Ich muss nicht so aussehen! So jedenfalls die Theorie.
Die Realität sieht anders aus...
Eine kurze Recherche auf den Profilen norwegischer Influencer*innen zeigt: Auch bei erkennbar bearbeiteten Werbe-Postings findet man den Hinweis nicht. Das sollte laut Gesetz eigentlich mit einem Bußgeld bestraft werden. Trotzdem hält sich scheinbar niemand daran. Wie kann das sein? Vermutlich ist der Nachweis der Bildbearbeitung gar nicht so einfach! Außerdem gibt es natürlich sehr viele Influencer*innen ... hier immer hinter allen Verstößen her zu sein, würde Behörden viel Aufwand kosten. Auch wenn das Gesetz also gut gemeint ist: Es funktioniert noch nicht so ganz. Aber genau hier könnte eine KI, wie der Fal-Detector, ins Spiel kommen! KIs, die auf Bildbearbeitung spezialisiert sind, könnten diese Erkennungs-Arbeit übernehmen. So wäre es deutlich leichter, Gesetzte zur Markierung von Bearbeitung durchzusetzen. So ein Gesetz ist tatsächlich auch schon für Deutschland im Gespräch. Mal sehen inwiefern KI dabei miteingeplant wird.
Was denkst du: Ist es sinnvoll, dass bearbeitete (Werbe-) Fotos als solche gekennzeichnet werden sollten? Schreib uns deine Meinung gerne auf Instagram!
Artikel vom 02.06.2023.