„Süchtig“ nach TikTok & Co.?

Du stehst an der Bushaltestelle und wartest … relativ schnell wandern deine Hände zu deinem Smartphone. Gleich mal ein paar Freund*innen auf ihre Nachrichten antworten. Die perfekte Beschäftigung, um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben.

Zuhause angekommen machst du erstmal einen kurzen Zwischenstopp auf der Couch. Das hast du dir nach deinem anstrengenden Tag auch verdient. Schnell mal noch den schönen Sonnenaufgang von heute morgen bei Insta posten. Doch kaum hast du die App einmal auf, dauert es eine ganze Weile, bis du dich wieder losreißen kannst. Aus „Schnell mal was machen“ ist plötzlich eine ganze Stunde geworden.

Jetzt aber wirklich ran an die Hausaufgaben. Mathe, puh, da brauchst du erstmal eine Weile, um dich richtig zu konzentrieren. Doch nach kurzer Zeit meldet sich auch schonwieder dein Smartphone. Haben deine Freund*innen auf deine Nachricht geantwortet? Ist es ein Like für deinen letzten Instapost? Oder handelt es sich nur um eine nervige Spam-E-Mail? So oder so prüfst du mal schnell dein Smartphone.

Kennst du Situationen wie diese? Damit bist du nicht alleine. Irgendwie schafft es dein Smartphone ständig deine Aufmerksamkeit zu erhalten. Doch was steckt eigentlich dahinter?
 

Fear of Missing Out

Der eine Grund, warum wir so viel Zeit am Smartphone verbringen, ist die sogenannte FOMO („Fear of Missing Out“). Der Begriff beschreibt die Befürchtung, dass du etwas verpassen könntest, wenn du eine Zeit lang nicht auf dein Smartphone schaust. Insbesondere soziale Medien können bei uns einen innerlichen Druck auslösen. Schließlich könntest du eine wichtige Nachricht erhalten haben. Oder du verpasst die letzte Story oder den Status einer Person. Vielleicht hat auch jemand auf deine Posts reagiert. Diese Gedanken können bei uns Unruhe, Nervosität und Konzentrationsprobleme hervorrufen.

 

Es gibt aber noch weitere Tricks, wie unser Smartphone unsere Aufmerksamkeit erhält

Neben der FOMO gibt es aber noch andere Ursachen, die uns dazu bringen unser Handy herauszuholen oder besonders viel Zeit in einer App zu verbringen. Das liegt an den sogenannten „Nudges“ (heißt so viel wie „Anstupser“).  Nudges sind Funktionen in deinem Smartphone, welche von den Geräteherstellenden oder App-Entwickler*innen schon einprogrammiert wurden. Manche dieser Nudges sollen dich dazu bringen eine App zu öffnen. Andere Funktionen sollen dich möglichst lange in einer App halten. Wir erklären dir, welche Nudges es gibt und was du machen kannst, um dich der Versuchung dieser Nudges entgegenzustellen.

Diese Nudges bringen dich dazu eine App zu öffnen

  • Signalton oder Vibration: Alles startet, bevor du überhaupt dein Smartphone in der Hand hast. Durch einen bestimmten Signalton oder den Vibrationsalarm wird dir klargemacht: Hier passiert gerade etwas (gaaanz wichtiges) an deinem Handy.
  • Push-Benachrichtigungen: Das sind die kleinen, kurzen Benachrichtigungen, die oben an deinem Handybildschirm erscheinen und dir mitteilen, dass in einer deiner Apps gerade etwas passiert ist. Neue Nachricht, neues Like oder neue Energie in einem Spiel. Hier können täglich unzählige Benachrichtigungen eintrudeln.
  • Rote Markierungen an oder in den Apps: Rot signalisiert deinem Gehirn: Achtung, hier passiert etwas Wichtiges. Appentwickler*innen nutzen daher gerne diese Farbe, um durch einen Punkt oder eine Zahl zu signalisieren, dass es hier etwas Neues für dich gibt.
  • Inhalte mit Zeitbegrenzung: Dieser Trick wird in immer mehr Apps benutzt: Inhalte, die nach einer bestimmten Zeit von allein wieder verschwinden. So zum Beispiel beim Status von WhatsApp oder der Story bei Instagram. Hast du dir innerhalb von 24 Stunden die Inhalte nicht angeschaut, hast du sie verpasst.
  • Tägliche Belohnungen: Auch diese Funktion bringt dich dazu, täglich eine App zu öffnen. So zum Beispiel die Flammen bei Snapchat. Wenn du hier täglich Snaps mit einem Freund oder einer Freundin austauschst, kannst du Flammen sammeln. Wenn aber 24 Stunden ohne Snap vergangen sind, werden alle Flammen wieder gelöscht. Insbesondere auch bei Handyspielen gibt es tägliche Belohnungen in Form von Glücksrädern usw.

Diese Nudges bringen dich dazu eine App länger zu benutzen:

  • Algorithmus: Hat dich eine App erst einmal zum Öffnen verführt, führen die perfekt auf dich angepassten Inhalte häufig dazu, eine App ganz besonders gerne und lange zu benutzen. So beispielsweise bei TikTok. Hier wird genau analysiert, welche Videos du likest, kommentierst und weiterleitest, aber auch wie lange du dir ein TikTok ansiehst. Durch diese Informationen kann die App einschätzen, welche Inhalte dir gefallen und zeigt dir zukünftig noch mehr an.
  • Infinity-Scrolling: Hinzu kommt, dass du quasi bis in die Unendlichkeit weiterscrollen kannst. Instagram, TikTok und Co. haben kein „natürliches“ Ende. Stattdessen kommen immer weiter Inhalte. So lange, bis du dich selbst dazu aufraffst die App wieder zu schließen.
  • Autoplay-Funktion: Bei YouTube, Netflix und anderen Plattformen gibt es die Autoplayfunktion. Das bedeutet, das nach dem Ende eines Videos oder der Serienfolge, direkt der nächste Inhalt startet. Du musst dich schon aktiv dafür entscheiden kein weiteres Video anzusehen. Stattdessen siegt dann doch oft die Faulheit und wir Binge watchen einfach munter weiter.

Was kannst du gegen die Nudges tun?

Das Wichtigste ist erst einmal, dass dir bewusst ist, dass bestimmte Funktionen an deinem Smartphone dein Verhalten steuern sollen. Vielleicht wird dir bei deiner nächsten Nutzung ja dann klar: Hey, da steckt doch vielleicht der Algorithmus dahinter, dass ich gerade wieder stundenlang auf TikTok herumhängen will. App-Limits können dir dabei helfen dich selbst ein wenig zu regulieren.

Andere Nudges kannst du ausstellen. Zum Beispiel kannst du in den Einstellungen an deinem Smartphone festlegen, welche Apps dir Push-Benachrichtigungen zusenden dürfen und welche nicht. Bei YouTube und Netflix ist es zum Beispiel möglich die Autoplay Funktion zu deaktivieren.

Du willst mehr über das Thema erfahren? In diesem Video erhältst du mehr Tipps, wie du mit Nudges umgehen kannst.

Artikel vom 25.01.2024.