2010 haben sich fast 20 Mitarbeiter der Zulieferfirma Foxconn wegen schlechter Arbeitsbedingungen das Leben genommen. 2011 wurden dort vier Arbeiter bei einer Explosion getötet. Das Unternehmen beliefert auch Apple, Nokia, BlackBerry, Sony und Microsoft. Unter welchen Arbeitsbedingungen die Geräte im Ausland gefertigt werden, ist kaum nachvollziehbar. Gibt es noch Marken, die man mit gutem Gewissen kaufen kann?
Pro Sekunde werden 36 Handys produziert, die Hälfte davon in China
Unterschiedliche Marken – unterschiedliche Produkte. Doch eins haben alle Unternehmen gemeinsam: Sie alle produzieren nicht im eigenen Haus, sondern haben hunderte Zulieferfirmen aus Europa, Südamerika und besonders häufig aus Asien. Die Auftragsfertiger sind häufig dieselben, beispielsweise beliefert Foxconn Apple und Nokia und Pegatron stellt Produkte für Samsung und Apple her. iPhones und Lumia-Smartphones werden also möglicherweise am Nachbarband gefertigt.
Knochenarbeit zu einem Billiglohn
Unterschiedliche Menschenrechtsorganisationen wie SOMO und ACC, makeITfair oder China Labor Watch berichten von katastrophalen Arbeitsbedingungen und bringen das Elend an den Tag: Bis zu 78 Wochenstunden stehen die Arbeiter am Fließband und schrauben Handys, Fernseher und Kühlschränke zusammen – in Deutschland sind 40 Stunden die Regel.
Viele Arbeiter sind gezwungen, stehend zu arbeiten, obwohl ihre Arbeit auch im Sitzen zu erledigen wäre. Das hohe Arbeitstempo zwingt Arbeiter, ohne Schutzkleidung zu arbeiten, obwohl sie mit giftigen Chemikalien hantieren.
Der Lohn für die lange und beschwerliche Arbeit: gerade einmal 200 bis 400 Euro im Monat. Teilweise werden in den Schlafsälen bis zu 14 Personen zusammengedrängt, Freizeit gibt es quasi keine. All das lassen die Arbeiter über sich ergehen, um überleben zu können.
Die Schuld tragen die großen Handyhersteller
Die angeklagten Zulieferer geben die Schuld an ihre Auftraggeber ab, die Druck auf sie ausüben, die Produktionskosten zu senken. Laut der Zulieferer sei der Gewinnanteil ihrer Auftraggeber im Vergleich zu hoch. Es bliebe kein Geld für Investitionen übrig, die die Arbeitsbedingungen oder die Umweltstandards verbesserten.
Menschenrechtsorganisationen kämpfen gegen die Branchenriesen, die dem öffentlichen Druck nicht tatenlos standhalten können: Apple, Samsung und Nokia haben bereits einige Verbesserungen vorgenommen. Beispielsweise wurden die Sicherheitsmaßnahmen verbessert oder die Anzahl der Überstunden reduziert. Allerdings nur in einem geringen Maß und nur bei bestimmten Zulieferern, sodass es als erster Schritt, jedoch nicht als tiefgreifende Verbesserung angerechnet werden kann. Es gibt also immer noch viel zu tun!
Wo kann ich mein Handy mit gutem Gewissen kaufen?
Eine tolle Alternative ist das Fairphone. Hierbei handelt es sich um ein Smartphone, das unter möglichst fairen Bedingungen hergestellt wird. So werden z.B. Rohstoffe, die für die Herstellung von Smartphones wichtig sind, aus Minen bezogen, von denen keine Kriege finanziert werden. Auch soll die Ausbeutung von Mitarbeitern gestoppt werden und die Produktion umweltverträglich erfolgen. Um diese Ziele zu erreichen, arbeiten die Entwickler eng mit Organisationen zusammen und prüfen die Produktionsstätten direkt vor Ort.
Technisch gesehen kann das faire Smarthphone zwar nicht mit den Flaggschiffen von Samsung und Apple mithalten, doch die Funktionen können sich unterm Strich sehen lassen: 4,3 Zoll qHD-Display, 8 Megapixel Kamera, Quad-Core Prozessor oder Dual-Sim Funktion sind nur einige davon.
Allerdings haben die fairen Herstellungskosten auch ihren Preis: 325€ kostet das Smartphone momentan. Sicher muss jeder selbst entscheiden, ob er für sein Geld lieber Hightech oder Fairness in seinem Handy verbaut haben möchte. Zum Glück hat man ab jetzt die Wahl!
Artikel vom 22.04.2014.