Heute ist der "Behaupte-dich-gegen-Mobbing-Tag". Dazu haben wir für euch zwei ganz besondere Videos vorbereitet...
Cybermobbing ist in vielen sozialen Netzwerken Alltag. Doch warum (cyber-)mobben wir überhaupt oder schauen oft dabei zu? Forscherinnen der Universität Hohenheim haben sich unseren Fragen im Interview gestellt.
Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass Täter vor allem aus den folgenden Gründen mobben: um Rache zu üben, ihre Macht oder Überlegenheit zu zeigen, um zu einer bestimmten Gruppe dazuzugehören oder sogar einfach aus Freude daran, anderen Leid zuzufügen. Außerdem neigen Menschen, die unter Belastung leiden oder wütend und frustriert sind, eher dazu, andere zu mobben.
Durch Anonymität steigt das Risiko
Viele Nutzer verstecken sich auf Facebook oder Instagram hinter ausgedachten Nicknames, sind also anonym und können deshalb oft nicht erkannt werden. Laut den Medienforschern Barlett und Gentile spielt beim Cybermobbing vor allem diese Anonymität im Internet eine große Rolle. Durch sie trauen sich Täter im Netz mehr. Sie erwarten keine schlimmen Auswirkungen für sich selbst und bekommen die direkten Folgen für das Opfer nicht mit. Das Leid, das sie dem Opfer zufügen, ist ihnen dadurch meistens nicht bewusst.
“Ob jemand stärker oder schwächer ist, macht online keinen Unterschied.“
Außerdem wird körperliche Über- oder Unterlegenheit durch das Internet unwichtig. Ob jemand stärker oder schwächer ist, macht online keinen Unterschied. Deshalb sehen vor allem frühere Mobbingopfer im Internet ihre Chance, sich an ihren Tätern zu rächen. Denn schon durch eine WhatsApp Nachricht oder einen Post kann fies gelästert, gedroht oder beleidigt werden. Deshalb kann es dazu kommen, dass Opfer selbst zu Tätern werden. Sie möchten sich rächen und dazugehören und fangen deshalb an, andere im Netz fertig zu machen. Sie gelangen in einen Teufelskreis, aus dem sie nur schwer wieder herausfinden.
Durch die Anonymität und die ausbleibenden Folgen für die Täter, findet bei den Tätern ein sogenannter „Lerneffekt“ statt. Das bedeutet, dass die Täter positive Einstellungen zum Cybermobbing entwickeln, dieses also gut finden und befürworten. Sie hören also nicht damit auf und auch in Zukunft fällt es ihnen leichter andere online zu mobben.
Mobbingerfahrungen machen einfühlsam
Andererseits haben Forscher aber auch herausgefunden, dass Menschen, die schon einmal selbst gemobbt worden sind, eine Mobbingsituation schneller erkennen und helfen. Außerdem hat sich gezeigt, dass jemand, der allgemein beliebt ist und gute Beziehungen zum Opfer hat, das Opfer eher verteidigt und sich zur Wehr setzt.
Und warum schauen wir zu?
Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigt, dass 72% der Zuschauer einer Mobbingsituation einfach zusehen, ohne zu helfen. Wieso ist das so? Ganz einfach: Wenn viele Zuschauer beteiligt sind, fühlt sich der einzelne Zuschauer weniger verantwortlich dem Opfer zu helfen. Forscher nennen das den "Bystander-Effect", also den Zuschauereffekt. Beim Mobben im Internet sieht das dann zum Beispiel so aus: Je mehr Chatpartner anwesend sind, desto mehr sinkt auch das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen. So dauert es länger, bis jemand eingreift und hilft. Außerdem kann es sein, dass Zuschauer eine Mobbingsituation überhaupt nicht erkennen, diese nicht ernst nehmen und deshalb nicht helfen.
Schon gewusst?
Beim Cybermobbing sind meistens nicht nur Täter und Opfer beteiligt. Es gibt auch noch andere Gruppen, wie zum Beispiel Zuschauer oder Unterstützer, die auch dazu beitragen, dass andere online gemobbt werden. Wenn du mehr über die unterschiedlichen Gruppen erfahren möchtest, schau dir das folgende Video mal genauer an.
Schau nicht weg!
Du bekommst mit, dass jemand anderes im Netz ausgegrenzt, beleidigt oder bedroht wird? Dann solltest du nicht wegschauen, sondern eingreifen! Denn Cybermobbing ist kein Spaß. Wir haben für dich Tipps zusammengestellt, was du als Außenstehender, aber auch als Betroffener, aktiv dagegen tun kannst.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Kooperation von Handysektor mit der Universität Hohenheim. Der Beitrag wurde von den Master-Studierenden Anita Ehrlich, Astrid Jansen und Laura Vetter konzipiert und von der Handysektor-Redaktionsleitung redigiert.
Artikel vom 16.11.2018.